Österreich

 

 "Wurzi"

 Im Frühjahr 2001 war ich wieder einmal in Österreich, genauer gesagt
 in Hallstatt, zum Tauchen. Zuerst wollte ich einen Bericht übers Tauchen im
 Salzkammergut schreiben, habe es mir dann doch anders überlegt und
 schreibe lieber etwas über den "Alpen-Rübezahl" oder
 "Unterwasser-Alpinisten" auch "Lederhosen-Froschmann" genannt.

 In der Runde der internationalen Taucherelite zwischen Cousteau, Fricke und
 Hass hat er längst seinen festen Platz. In hunderten von Zeitungsberichten,
 die rund um die Welt über ihn geschrieben worden sind, trägt er immer den
 Beinamen  "Wurzi".  Die Rede ist von dem Tauchpionier Gerhard Zauner.

 Schon in frühster Jugend war Wasser sein Element. Mit acht Jahren fischte der
 kleine "Wurzi" zum ersten mal einige Karabiner aus dem seichten Uferschlamm,
 sein Vater erwischte Ihn beim Zerlegen des Karabiners, da war eine kräftige
 Tracht Prügel fällig. Mit zwölf stand er das erste mal vorm Jugentrichter;
 er hatte in Hallstatt, als Mutprobe, die Straßenlaternen ausgeschossen und
 kam mit einer richterlichen Ermahnung davon. Mit achtzehn war "Wurzi" schon
 ein hervorragender Taucher. In zehn Meter Tiefe fand er mit Freunden eine
 komplette Flakstellung. Was tun? In den Wald schaffen, zerlegen schmieren,
 zusammenbauen,...... und ausprobieren!!!

 Sie war mit Leuchtspurmunition geladen und die ehrwürdigen Bürger von
 Hallstatt gingen in volle Deckung. Der Richter drückte nochmals beide Augen zu.

 An Aufhören war nicht zu denken, die Unterwasserwelt war unerschöpflich.
 Mal fanden sie 300 Bajonetten bei einem einzigen Tauchgang im Wolfgangsee,
 mal 40 Kisten Granaten im Mondsee.

 Inzwischen war im Salzkammergut das Schatzfieber ausgebrochen.
 Im Juli 1959 begann "Wurzi" mit dem "Stern-Team" im Toplitzsee zu tauchen.
 In der großangelegten Aktion, die von dem Magazin zu einer 15-seitigen Serie
 aufgemacht wurde, konnten 18 Kisten mit perfekt gefälschten englischen
 Banknoten und Druckstöcken geborgen werden. Mit dem Verkauf an das
 Museum einer großen Bank konnte er seinen Gasthof finanzieren.
 16 Ehrendolche z.B. tauschte er gegen eine Deko-Kammer für
 seine Tauchbasis ein.

 Jetzt war natürlich ein "Run" auf den See ausgebrochen, auch das Zauner-Team
 war nicht untätig, ihr Stützpunkt war die alte Mühle. Dann passierte ein Unglück
 am Toplitzsee. In der Nacht zum 6.Okt. verunglückte der Sporttaucher
 Alfred Egner tödlich, daraufhin wurde der See zum Sperrgebiet erklärt.

 Vor gut 30 Jahren lernte ich Gerhard kennen. Er war damals noch
 Geschäftsführer in der Gosaumühle und gab in seiner Freizeit Tauchunterricht,
 so auch mir. Der Toplitzsee wurde inzwischen nicht mehr so streng gewacht und
 meine ersten schöne Tauchgänge machte ich hier in dem wunderschönen
 Gewässer.

 Im Jahr 1976, ich war mit Freunden wieder da, da drehte das Österreiche
 Fernsehen einen 20-Minuten-Film unter dem Titel"Salzkammergutseen -
 Paradies für Sporttaucher", in dem auch Zauners Waffenarsenal gezeigt wurde.
 Kurz darauf erschienen Gendarmen im Gasthof und wollten den Betrieb wegen
 Explosiensgefahr stilllegen. Sie nahmen alles mit, was sie für Waffen hielten,
 auch die Küchenmesser. Nur eine ganze Wand voller Maschinengewehre
 übersahen sie in ihrem Eifer. Nach zwei Wochen hatten sie sich den Film wohl
 nochmals angesehen und standen wieder vor der Tür.
 Wo die Maschinengewehre währen? Zauner sah die Beamten treuherzig an :
 "Die hab' ich wieder in den See geworfen; ich könnte sie euch ja wieder holen,
 aber das ist ja verboten". Der Prozeß endete nach 6 Verhandlungen mit einem
 Freispruch für Zauner.

 Die Filmgesellschaft "World-Communication" ist jene Filmgesellschaft,
 die durch die Bergung und Öffnung des Tresors des versunkenen Luxusschiff
 "Titanic" weltberühmt wurde. Diese Filmgesellschaft also mietete kurzerhand
 am 24.09.89 für 3 Tage den ganzen Gasthof Zauner, um einen Exklusiv-Bericht
 über die Nazi-Schätze zu drehen. Seit in Amerika Filme wie "Indiana-Jones" zu
 sehen sind, ist auch dort der Nazi-Schatz bekannt. So berichteten sie über die
 Bergung am Toplitzsee, interviewten Einheimische, vor allen Gerhard Zauner.
 Jedenfalls für einen Abend war Zauner der Star im amerikanischen Fernsehen.

 Solche Art von "Publicity" erleichtert natürlich manchen Umgang mit den
 Volksgenossen. Ist kein Zufall zur Hand, wird einer Erfunden.
 Wer hat noch nichts von seinen berühmt-berüchtigten Aprilscherzen gehört?
 An einem 1.April z.B. präsentierte die Presse mit Foto: "seinen um den 1.April
 des Vorjahres aus dem Toplitzsee nun endgültig geborgenen legendären
 Hitlerschatz" : 24 Goldbarren.

 Die aufgeschreckte Behörde kam sofort und beschlagnahmte den Nazi-Schatz.
 Die "Caritas" meldete sich daraufhin bei Zauner und wollte auch etwas abhaben.
 Da der "Schatz" aber beschlagnahmt war, bot Zauner ihnen einen Tauchkurs an,
 damit man sich selber ein paar Barren raufholen könne. Das fanden die Leute von
 "Caritas" gar nicht gut. Auch die Behörden machten lange Gesichter als sich
 herausstellte daß die "Gold-Barren" aus Bronze waren.

 Wie diese Sache ausging, erzählt Ihnen "Wurzi" am besten selbst,
 wenn sie mal im Hallstätter-Tauchergasthof sein sollten.

 Ich tauchte im Frühjahr 2002 mit Ihm durch riesige Fischschwärme im
 Schwarzensee und lernte einen "freundlichen" Hecht kennen.
 Außerdem bestaunte ich wieder einmal die Flußkrebse im Toplitzsee.
 Wir liessen uns die Flachhänge am Attersee hinunter, wühlten im Traunsee nach
 Keramik und Flaschen; machten Flußtauchen in der Traun.

 Er zeigte mir, wo die Unterwasserhöhlen liegen, die noch keinerso richtig
 erforscht hat, und von denen er glaubt, daß er da  einmal ersaufen wird.

 Ich muß sagen, daß ich mit Ihm einen ausgezeichneten Lehrer hatte der mich
 tauchsüchtig gemacht hat.

 Danke "Wurzi".

 Karl-Heinz Schäfer

 

 

 

www.zauner-online.at